Klassik mit Pfiff
10.07.2005
Unaufhörlich wurden weitere Zugaben herbeigetrampelt. Im ausverkauften Velodrom tobte und klatschte es so heftig, dass ganze Stuhlreihen wankten. Prof. Tamás Hacki und sein Budapester Ensemble genossen die Applausstürme und Bravorufe. Das Publikum war entzückt; nach jedem Meisterstück ‚Klassik mit Pfiff‘, das der filigran wirkende Pfeif-Virtuose vollendet hatte, hagelte es sofort einsetzenden, tosenden Beifall.
Silberne Pfeifstimme
Es war ein wundervoller Abend; die Umgangssprache im Foyer schien ungarisch und medizinisch zu sein. Das Uniklinikum war stark vertreten, ebenso alles, was ungarischen Rang oder Namen hatte: Gräfin Beatrix von Schönburg-Glauchau (geb. Szechenyi) amüsierte sich so königlich wie Graf und Gräfin Johann Carl und Katalin Hoenning O’Carroll (geb. Zichy) aus Sünching.
Der Erlös des Abends geht an KUNO, die künftige Kinder-Uniklinik Ostbayern. Das Konzert besiegelte die Partnerschaft Regensburg-Budavár auch künstlerisch. Schirmherr Oberbürgermeister Hans Schaidinger und seine Gattin Edelgard waren auch ganz glücklich. Da war nicht nur die ‚ornithologische Vituosität‘, die man von dem ‚Nasenarzt‘ erwarten durfte, da waren auch Witz und Originalität. Hacki mit seiner silbernen Pfeifstimme und die Instrumentalisten warfen sich die Töne wie Bälle zu. Die schöne Moderatorin Maike Fabian von der Schauspielschule, die kein Wort ungarisch spricht, hatte ihre Sätze und ein ungarisches Liebes-Duett mit Tamás so perfekt geübt, dass viele Ungarn ‚Gut, gut, Bravo!‘ riefen. Und dabei ist ungarisch so eine schwere Sprache!
‚Der Worte sind genug gewechselt – lasst ihn uns endlich pfeifen hören‘, sagte Maike anfangs. Natürlich wurde kein künstlerischer Effekt, kein Pfiff ausgelassen, der die Laune des Publikums zu heben vermochte: Ungarischer Tanz, Radetzkymarsch, Peer Gynt-Suite oder Tritsch-Tratsch-Polka. Der geniale Percussionist Kornél Horváth ‚ergänzte‘ Prof. Hacki ironisch mit einer handelsüblichen Fußballer-Pfeife und die pfiffige Art, wie die routinierten Instrumentalisten das klassisch-musikalisch Erbe verjazzten, spielte sich auf höchstem Niveau ab. Ungarns ‚Teufelsgeiger‘ Zoltán Lantos accompagnierte Hackis Pfiffe beim ‚Hummelflug‘ im pizzicato. Er spielte auf violinen Spezialanfertigungen, u.a. einer Geige mit 16 Saiten. Dies weltweit gefragte Ensemble ist hoch zu loben, ob’s nun Péter Wolf am Piano, Gábor Dienes (Oboe), Balázs Tóth (Bratsche) oder Béla Lattmann an der Bassgitarre waren. Sie unterstützten die sprühenden Klangperlen und galanten Schnörkel des Professors, sprangen mit frischen Tönen aus dem Hintergrund ein und führten das Publikum gern auf falsche Fährten. Einmal begannen sie arglistig mit dem Beatlessong ‚Michelle‘, um noch rechtzeitig abzuschwenken.
‚Wie machen Sie das nur?‘ Der sanfte Professor antwortete wie immer: ‚Die Zunge zum ,U‘ biegen und den Grundton über die Zähne rauslassen. Den Rest ganz einfach mit den Lippen modellieren.‘ Ah, ja.
Auch bei der Scheckübergabe wird gepfiffen: Prof. Michael Nerlich (Dekan), Prof. Tamás Hacki, Dr. Hans Brockard (Verwaltungsdirektor) (v.l.n.r.)
Der Erlös aus dem Konzert betrug 12.047 Euro! Ein herzliches Dankeschön von KUNO!